Anna-Katharina Hagen
Osteopathie • Reitunterricht • Beritt

Blogbeiträge

In den folgenden Beiträgen möchte ich über Behandlungserfolge, Behandlungszusammenhänge und Entwicklungen von meinen Pferdepatienten berichten. So kriegst du einen näheren Einblick von mir und meiner Arbeit.

Und vielleicht kann ich hiermit den ein oder anderen für sein eigenes Pferd einen Denkanstoß für mögliche Lösungsansätze geben.

Viel Spaß beim Lesen!

26.07.2024

Sensible Tinkerstute fasst Vertrauen und “änder ihr Wesen” nach der Behandlung

Vor einiger Zeit war ich bei einer 12-jährigen Tinkerstute. Kommt ursprünglich aus Irland, ist jetzt seit 4 Jahren in Deutschland, durch 3 Hände gegangen und bei der jetzigen Besitzerin gelandet. Diese hatte mir schon im Vorwege erzählt, dass die Stute sich nur von ihr und ihrer Tochter händeln lässt und fremde Menschen nicht an sich heranlässt. Die letzte Therapeutin, die an ihr dran war, hätte sie nach kurzer Zeit getreten.
Ich höre mir solche Vorgeschichten gerne an, um natürlich auch ggf. auf die Situation besser vorbereitet zu sein, aber lasse mich davon möglichst nicht beeinflussen und gehe relativ unvoreingenommen an das Pferd heran.

Stuten sind im Allgemeinen oft recht skeptisch fremden Menschen gegenüber und möchten gerne ihren eigenen Raum gewahrt haben und nicht direkt „angegrabscht“ werden (ich denke, jede Frau kann das verstehen).

Deswegen starte ich jede Behandlung damit, dass ich mich den Pferden erstmal „vorstelle“. Sie dürfen an mir schnuppern und ich „frage“ ob ich sie sanft berühren darf. Ich beobachte dabei jede Reaktion des Pferdes. Die Pferde dürfen dabei auch nein sagen und das respektiere ich. Ich kann nur sinnvoll behandeln, wenn das Pferd sich darauf einlassen kann und vor allem auch ein Stück loslassen kann. Kämpfen Sie dagegen an, macht die ganze Behandlung keinen Sinn.

So bin ich auch bei dieser Stute vorgegangen. Ich habe mich langsam herangetastet und bei jeder neuen Position gefragt, ob das für die okay ist. Ich habe bei dieser ersten Behandlung bewusst nicht die einzelnen Gelenke durchgetestet oder irgendetwas „grob“ behandelt. Das wäre für diese Stute zu viel gewesen. Ich habe viel energetisch und kraniosakral gearbeitet, also ganz sanft und mit ganz vielen kleinen, sanften Berührungen.

Das sieht von außen dann vielleicht wenig spektakulär aus, aber im Inneren des Pferdes passiert ganz viel. Sie hat am Ende loslassen können und sich auf die Behandlung einlassen können. Und das war zu dem Zeitpunkt der größte Erfolg überhaupt. Ich habe hiermit die Basis geschaffen, dass diese Stute sich nächstes Mal noch besser darauf einlassen können wird und ich vielleicht auch größere Baustellen beheben kann. Bei solchen Pferden dauert es meist 3–4 Behandlungen, bis man als Therapeut überall herankommt. Diese Zeit muss man dem Pferd geben und da bringt es auch nichts ständig den Therapeuten zu wechseln, weil der das Problem nicht beim ersten Mal lösen konnte.

Das Größte für mich war allerdings das Feedback der Besitzerin einige Tage später. Die Stute war in der Herde immer recht „aggressiv“ anderen Pferden gegenüber, recht unruhig und hat sich nicht jeden Tag zum Schlafen hingelegt. Außerdem hat sie sich von anderen Miteinstallern wenigstens am Hals anfassen lassen. All das war nach meiner Behandlung weg. Obwohl ich für Außenstehende „nichts“ gemacht habe.

Woran liegt das? Ich habe während meiner Behandlung den Parasympathikus des Pferdes aktiviert. Das Pferd konnte entspannen, in sich reinfühlen und loslassen. Das wirkt sich auch auf andere Lebensbereich des Pferdes aus und hält oft nicht nur während der Behandlung an. Außerdem liegt bei dieser Stute mit Sicherheit eine traumatische Erfahrung vor, die durch meine Behandlung mit etwas Positivem überschrieben werden konnte. Sie ist also auf einem guten Weg zu einem besseren Leben.

Admin - 11:13 @ Pferdeosteopathie